Samstag, 19. Oktober 2013

Webentwickler als Quereinsteiger. So funktionierts...

Webentwickler als Quereinsteiger. Das ist meine Geschichte in Kurzform.


Ich habe bis vor knapp 2 Jahren eine Karriere in der Wirtschaft angestrebt. Ich habe die Höhere Handelsschule besucht, eine Ausbildung zum Speditionskaufmann gemacht und im Anschluss BWL studiert. Nach 4 Semestern (man bedenke, ich hatte nur noch 2 Semester vor mir) habe ich dann das Studium abgebrochen, weil ich BWL einfach als bodenlose Kunst empfunden habe. Ich wollte einfach immer etwas erschaffen können. Ein Handwerk beherrschen. Also entschied ich mich, eins zu erlernen.

Mein Werkzeug? Ein Texteditor und eine XAMPP*-Installation.

Ich wollte Websites entwerfen. Ich habe früher schonmal ein wenig mit HTML und ganz wenig CSS rumgespielt. Woran das ganze immer scheiterte? Ich bin eine absolute Designer-Null. Ganz ehrlich. Ich kann es einfach nicht. Kein Auge für sowas.
Aber was ich kann und mag ist logisches Denken und Tüfteln. Also entschied ich mich dafür, die Logik hinter so einer Website verstehen zu lernen. Ich fing an, ein wenig mit PHP rumzuspielen.
Ich habe viele, wirklich eine Menge Bücher gelesen. Tutorials im Internet? Ich hab sie gemacht. Alle.
Bis hierhin muss ich sagen, habe ich mir eine Sache definitiv eingestehen müssen. Ich bin niemand, der aus Büchern lernen kann und auch jemand, dem Tutorials nicht allzu viel bringen, wenn man theoretisch alles abtippen kann und nicht selber nachdenken muss.
Was habe ich also gemacht? - Etwas, was ich vorher immer verurteilt und echt schlimm gefunden habe.



Ich habe mir einen Praktikumsplatz in einer Web-Agentur gesucht. 
Einen Monat lang konnte ich mich dort beweisen und selber austesten. Das Praktikum war sogar mit Option auf Übernahme. Einen Monat lange habe ich wirklich alles gegeben. Nur muss ich sagen, habe ich leider viel zu spät gemerkt, mein "alles" war irgendwie nicht allzu viel. Ich konnte nichts. Tutorials und Texte in noch so tollen Büchern bringen einen hier so gar nicht weiter. Die vermeintliche Übernahme hat sich somit auch schnell erledigt und ich hatte nach einem Monat eine Menge gesehen, wenig gelernt und noch weniger erreicht. Wobei das so auch nicht stimmt. Ich wusste endlich ungefähr, wo ich stehe und was ich noch alles lernen musste um dorthin zu kommen, wo ich hin möchte.
Da ich nun weder ein Studium hatte, um das ich mich kümmern musste, da ich dies ja abgebrochen habe mit der Überzeugung, ich könne schon bald als Webentwickler anfangen, noch einen Job eben als solcher Webentwickler, musste eine Beschäftigung her. Etwas, was mich weiterbrachte. Etwas, wie... Genau. Ein weiteres Praktikum.

Versteht mich jetzt nicht falsch. Ich mag dieses System "Praktikum" nach wie vor nicht. Allzu oft werden Praktikanten wirklich benutzt und teilweise auch ausgenutzt um günstig oder eben auch kostenlos Leistungen zu erbringen, die dann für nicht wenig Geld verkauft werden. Wieso also habe ich es dennoch gemacht?
Ich hatte einen entscheidenden Vorteil. Ich konnte nichts, womit man Geld machen konnte. Das ist vielleicht etwas übertrieben. Aber sagen wir so. Ohne mir einiges, jap wirklich einiges beizubringen, konnte niemand auch nur einen Cent mit mir und meiner Arbeitsleistung verdienen. Jedenfalls nicht im Bereich Webentwicklung.

Also ein zweites Praktikum. Den Platz habe ich wirklich erstaunlich schnell gefunden. Als Webentwickler in einer großen Online-Agentur - Dauer offen. Ca. 60 Mitarbeiter, glaub ich. Joa. Kommt hin. Und stellt euch vor. Auch hier wieder mit Aussicht auf Übernahme. Aber diesmal war ich ein wenig realistischer.
Ich habe ca. einen Monat in der Abteilung "Webentwicklung" mitgeholfen und gelernt. Dann sagte man mir, in naher Zukunft würde es wohl dort keinen Job mehr geben, eine Übernahme wäre entsprechend nicht abzusehen. Aber man setzte mich nicht vor die Tür sondern bot mir an, in einer anderen Abteilung mein Praktikum weiterzuführen. Also war ich von da an aktiver Praktikant in der Abteilung "Anwendungsentwicklung". Der Unterschied? Hier wurden keine Webseiten bearbeitet oder erstellt. Auch PHP war hier eher selten anzutreffen, teilweise sogar ungern gesehen. In der Abteilung wurden Anwendungen gepflegt und gebaut. Software also. Und das hat wirklich richtig Spaß gemacht. Ich bin ehrlich. Ich hatte hier noch weniger Ahnung von dem, was ich tun sollte als in der Webentwicklung, habe ich hier ja mittlerweile auch schon ein wenig dazu gelernt. Aber Software? Wir arbeiteten mit Python, Java und Visual Basic. Ab und zu konnte ich auch noch ein wenig in PHP machen. Das lag mir auch einfach, obwohl zugegebenermaßen auch Python echt eine tolle Sprache ist.
Mein Praktikum in der Abteilung dauerte knapp 5 Monate. Währenddessen wurde mir gesagt, ich solle mir mal überlegen, ob ich die Leitung der Abteilung nach meinem Praktikum übernehmen wolle. Ich sei sehr gut im Umgang mit Menschen und habe eine ausgesprochen gute Auffassungsgabe, könne sehr schnell verstehen und lernen. Bla bla bla. Nach 5 Monaten in der Abteilung musste ich gehen. Danke für nichts. Nein. So ist es nicht. Ich habe echt viel gelernt. Mir sehr viel selber beigebracht. Arbeiten mit Datenbanken, verschiedene Sprachen kennen gelernt und vor allem eine ungefähre Ahnung davon bekommen, wie die Praxis aussieht.

Jetzt hatte ich aber wieder nichts. Doch. Und zwar 2 Angebote, nicht für ein Praktikum, sondern eine feste Stelle als Webentwickler. Bei dem einen stand eine 2-wöchige und bei dem anderen eine 1-wöchige Probearbeit davor. Ich sollte zeigen, was ich kann. Und das tat ich. Ich entschied mich für die 1-wöchige, weil das Unternehmen einfach besser zu erreichen war und die Leute beim ersten Kennenlernen irgendwie mehr zu mir passten. Der Teil meines Werdegangs ging irgendwie ganz schnell. Die Woche ging wirklich schnell vorbei und ich liebte das Unternehmen und was sie so machten. Und noch wichtiger. Das Unternehmen fand mich irgendwie auch ganz toll. Hier war das wohl noch was wert, was im Unternehmen davor so hoch gelobt wurde.

Ich bin bis heute noch bei der Firma. Feiere in 2 Monaten mein Einjähriges. Bin mittlerweile wirklich fit in dem, was ich tue. Ich bin so wahnsinnig froh, den Quereinstieg gewagt zu haben, bereue gar nichts. Kein Praktikum, keine Entscheidung. Ich habe sehr nette Menschen kennen gelernt, auch in den verschiedenen Praktika.

Ich habe etwas, was mich stolz macht, ich habe das alles ganz alleine geschafft.







*XAMPP ist ein privater, simulierter Apache-Server, der auf dem eigenen PC liegt. Bei der Installation wird die PHP Umgebung sowie eine MySQL Datenbank mitgeliefert.

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